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Krankenhaus heute

“Die Heraus­for­de­run­gen im klini­schen Alltag sind immer noch diesel­ben.”

Dr. Till­mann Bedau ist nach seiner Zeit bei Kumi als Arzt in ein Univer­si­täts­kli­ni­kum gewech­selt. Dort hat er gesehen, welche Probleme immer noch im Klini­kall­tag beste­hen – obwohl sie bereits zu lösen wären. Jetzt ist er zurück im Kumi-Team.
Dr. Tillmann Bedau Arzt
Kitteltausch mit Till: Von der Visite ins Meeting.

Es zeigt sich aktuell ein bizarres Bild: Einerseits ist Medizin nach wie vor einer der beliebtesten Studiengänge und vor dem Start des neuen Wintersemesters kämpfen gerade wieder tausende Abiturient:innen erbittert um einen Studienplatz. Andererseits gibt es eine große Unzufriedenheit unter den arbeitenden Ärztinnen und Ärzten. Laut neuester Umfrage des Marburger Bundes erwägen 25 % der berufstätigen Ärztinnen und Ärzte, ihren Beruf ganz aufzugeben. Und wem diese Zahl zu abstrakt vorkommt, der kann sich unter dem Hashtag #medizinbrennt auf Twitter täglich mit sehr konkreten persönlichen Geschichten über die Auswirkungen von Personalmangel, Bürokratie, Übermüdung, Burnout, Brain Drain und allgemeinem Frust ein Bild machen.

25 % der berufs­tä­ti­gen Ärzt:innen erwägen, ihren Beruf ganz aufzu­ge­ben. (Quelle: Marbur­ger Bund)

Im Medizinstudium haben wir gelernt, wie Patient:innen nach aktuellem Wissensstand optimal versorgt werden. Wie dieses theoretische Wissen dann jedoch praktisch „auf die Straße“ zu bringen ist, das steht auf einem anderen Blatt. Jeder noch so simple klinische Auftrag zieht eine Kette klinischer und administrativer Aufgaben nach sich. Für das Röntgen einer Schulter muss die Untersuchung angefordert, terminiert und durchgeführt werden, ein Patiententransport organisiert, ein Befund erstellt, gesichtet und archiviert werden, das Ergebnis interpretiert und an den Patienten kommuniziert werden – und zuletzt muss die Untersuchung auch noch abgerechnet werden. Schnell wird im Arbeitsalltag klar: Moderne Medizin ist ein hochkomplexes System, das die Zusammenarbeit unterschiedlicher Berufsgruppen erfordert.

Es ist  verblüffend, dass die behandelnden Ärztinnen und Ärzte beim Management dieser Aufgaben weitestgehend im Stich gelassen werden. In den meisten anderen Branchen mit ähnlich komplexen Prozessen sind üblicherweise digitale Projekt- und Aufgabenmanagementsysteme implementiert. Die Krankenhausinformationssysteme (KIS) bieten keinesfalls die Funktionalität, die nötig wäre, um den Alltagsanforderungen der Kliniker:innen gerecht zu werden und um eine wirklich sinnvolle digitale Unterstützung zu sein. Die deshalb genutzten Hilfsmittel bestehen daher auch im Jahr 2022 noch aus handgeschriebenen Checklisten, in Word/Excel gepflegten Stationslisten, Ad-hoc-Anrufen, WhatsApp-Nachrichten, E-Mails, Whiteboards oder ausgedruckten SOPs.

Es ist verblüf­fend, dass die behan­deln­den Ärzt:innen beim Manage­ment dieser Aufga­ben weitest­ge­hend im Stich gelas­sen werden.

„Wie können wir Ärztinnen und Ärzte digital unterstützen, sodass die bestmögliche Therapie wirklich bei jeder einzelnen Patientin und jedem einzelnen Patienten ankommt?“ – das ist die zentrale Frage, an der wir bei Kumi tagtäglich arbeiten und diese Kernidee hat mich bereits 2017, noch während meines Studiums, überzeugt. Denn der Fokus liegt primär auf den Bedürfnissen der Kliniker:innen. Sie sollen nicht etwa durch glamouröse aber oft unspezifische Buzzwords – wie KI, Big Data oder Personalisierte Medizin – abgespeist, sondern durch konkrete Software-Unterstützung ihre Rolle als „Patientenmanager:innen“ bewusst annehmen und  mit Leben füllen können – um auch die organisatorische Seite der Medizin auf höchstem Niveau auszuüben und dadurch mehr Zeit für die medizinische Seite zu haben.

Nach einem Jahr als angestellter Arzt bei Kumi habe ich Ende 2021 eine klinische Stelle angenommen und als Assistenzarzt an einem Universitätsklinikum gearbeitet. In dieser Zeit habe ich unglaublich viel gelernt, aber auch gemerkt, dass die Herausforderungen im klinischen Alltag selbst Jahre nach der Gründung von Kumi noch dieselben sind. Gerade als Berufseinsteiger ist man am Anfang oft überfordert mit den organisatorischen Eigenheiten einer Abteilung und würde davon profitieren, wenn man sich die aktuell gültigen SOPs nicht von Kolleg:innen und Shared Drives in unterschiedlichsten Formaten zusammensuchen muss, sondern sie als digitale Checkliste, mit relevanten organisatorischen Annotationen versehen, direkt als Patienten-assoziierte Checkliste „durchklicken“ kann.

Ich habe begna­dete Klini­ker:innen und perfekt orga­ni­sierte Stati­ons­as­sis­tent:innen kennen­ge­lernt – wenn sie aller­dings ausge­fal­len sind, ist das System mitun­ter kolla­biert.

Wie könnte es anders gehen? Ich bin davon überzeugt, dass neue digitale Tools hier deutliche Verbesserungen bringen. Für solche Lösungen braucht es Veränderungswillen und Offenheit, damit die medizinische und organisatorische Seite der Medizin endlich auf eine für klinische Teams sinnvolle Art und Weise zusammengeführt werden und der Beruf auch in Zukunft nicht nur für Studienanwärter:innen sondern auch für die berufstätigen Ärztinnen und Ärzte attraktiv bleibt.

Dr. Tillmann Bedau ist nach seiner Zeit bei Kumi und als Assistenzarzt in einem Universitätsklinikum aktuell wieder bei Kumi. Für einige Monate unterstützt er uns erneut an der Schnittstelle zwischen Medizin & Softwareentwicklung, um den Arbeitsalltag für Kliniker:innen zu erleichtern und Behandlungsexzellenz sicherzustellen.